This exhibition took place when the gallery was previously known as Choi & Lager.
Bernhard Martin malt das Undarstellbare. Emotionen, Bauchschmerzen, Befindlichkeiten, Zustände, Glück, Komik, Mißgeschicke, die Unschuld, Selbstgefälligkeit, Dreistigkeit…
Seit 2017 arbeitet er an einem großen Zyklus (Le Mot) der sich mit dem Wort und seiner Bedeutung im Allgemeinen und in seiner Wahrnehmung und Auswirkung auseinandersetzt. Es werden Zusammenkünfte dargestellt an denen das Wort, Geschwätz, Gerede, Diskussionen, Falschrede, Lüge, Schmeicheleien, Überzeugungen, wie etwa bei Konferenzen, Talkshows etc. ihren Ort und Form finden. Er nimmt hierbei die Rolle des Zuhörers und Beobachters ein, aber auch des Verdrehers des Gerüchtekochs, des Naiven und Hinterlistigen.
Ohne zu moralisieren, oder zu politisieren, gar zu werten kann man seine Komparsen als jene Despoten, die in der echten Welt ihre Protagonisten in einem längst veralteten und eigentlich nicht mehr existenten, totgeglaubten Männer Typus wie Trump, Erdogan, Putin, Netanjahu sehen, die durch Poltern, Brüllen, Fake und Lüge Ihre Macht sichern. Mit einbezogen sind jene Organe, die dieses System und Maschinerie stützen, wie Minister, TV Anstalten, Pressesprecher, Talkshows, Enthüllungs Reportagen, Influencer oder eben Wähler..
Bernhard Martin geht diesem Phänomen nach. Es ist die Art und Weise, die ihn interessiert, die Intrige, das Irrsinnige, die bodenlose Behauptung, die bewusste Falschaussage, unverhohlene Selbstbereicherung. Der Stoff aus dem diese Daseinsform gestrickt wird, spinnt er weiter wie ein Quentin Tarantino in der absoluten Übertreibung, Lächerlichkeit, Tücke, Hinterhalt, Bloßstellung und nimmt die Situationskomik auf und stellt sie in Form eines Anti-Comic, Dirty-Fantasy oder hässlichen Disney dar. So gibt es sabbernde, zerfließende, spuckende, geifernde Figurinen, die ihre Charaktere aus Schaum, Käse, Puzzeln, Rauch, Schleim, Sahne, karikaturhaften Umrisslinien bilden. Alles Versinnbildlichungen der entsprechenden Charaktere. Eine Figurine, die häufiger vorkommt "Big Cheese", die sich aus ähnlichen Bausteinen wie bei Guiseppe Arcimboldo nur im verflüssigten, aus nicht greifbaren Elementen zusammensetzt, sieht aus wie ein Slapstick, ein zufälliges Missgeschick. Gerne gehen Dinge schief, widersetzen sich einer gewohnten Ordnung.. Es ist ein großes Stück schmelzender Schweizer Käse in dem man durchaus das Portrait eines D. Trump sehen kann.
Bernhard Martin spinnt die öffentlichen Bilder weiter, verwebt, dekontextualisiert sie und moderiert seine Darsteller und seine Malerei wie ein Film- oder Theater Regisseur in neue Stories in Form von Thriller, Komödie, Drama, um sie dann sich selbst zu überlassen. Am Ende entsteht ein hochkomplexes Surrogat mit vielen unterschiedlichen Ebenen. Untermauert wird das Ganze durch unterschiedliche Techniken, die die Malerei sehenswert und unterhaltsam machen soll. Mit fettem Pinsel malt Bernhard Martin die Gegenwart in Kitzlerrosa, Discogrün und Viagrablau. Was nach spiegelnder Oberflächlichkeit aussieht, ist tiefer als der Marianengraben (Frédéric Schwilden/ Die Welt). Er selber bezeichnet seine Malerei als Illustration von Malerei und verwendet sie nur als Tool, als eine weitere unabhängige Sprache unter vielen Anderen, um seine Geschichten zu erzählen, ohne modrig und altbacken zu wirken, damit das Treibgut unserer Zeit unbescholten ihren Weg gehen kann.
Bernhard Martin gehört zu den wichtigsten und einflussreichsten deutschen Malern seiner Generation und der Gegenwart.
Seine Werke befinden sich in vielen privaten und öffentlichen Sammlungen (Auswahl)
MoMa New York, Mamco Genf, Migros Museum Zürich, Family Rubell Collection Miami, Deutsche Bank Frankfurt, FRAC Bourgogne Dijon, FRAC Ile de France Paris, Sammlung Sander Berlin, Sammlung Schaufler Sindelfingen, TBA 21 Wien, Museum der Moderne Salzburg, Arario Museum Seoul, JP Morgan Chase & Co Manhattan, Sammlung Schaufler Sindelfingen, Städttische Galerie Wolfsburg..
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Sunday
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