Wir freuen uns, Sam Lewitts zweite Einzelausstellung 0110_Universal-City_1010 in der Galerie Daniel Buchholz anzukündigen. In dieser Ausstellung setzt Lewitt seine Beschäftigung mit Druck- und Schreibequipment als Material für seine Arbeiten fort, das sich zwischen verschiedenen Modellen technischer und linguistischer Schnittstellen, Produktions- und Präsentationssystemen, sowie auch zwischen der Effizienz gesellschaftlicher Kommunikation und stummen, reglosen Objekten bewegt. Die Arbeiten innerhalb dieser Ausstellung basieren auf folgenden Materialien:
Die fotografische Serie mit dem Titel "Paper Citizens" verdankt sich der Betrachtung der groben Matrix aus Buchstaben und Halterungselementen, die bei der Herstellung von Hochdruckvorlagen zum Einsatz kommen. Anstelle einer nostalgischen Auseinandersetzung mit diesem angeeigneten Produktionsrahmen nutzt Lewitt ihn im Sinne einer Ausstellungsarchitektur für grafische Zeichen. Dazu fotografiert Lewitt zunächst jede einzelne Komponente, jede Type dieser Sammlung von Druckzubehör, um sie anschließend am Computer zu bearbeiten und in einem körperlichen Maßstab zusammenzufügen, sodass nun die Anordnung alphanumerischer Schriftzeichen dem physischen Raum des Betrachters gegenübersteht. Durch dieses Verfahren entsteht ein Zusammenhang zwischen der Organisation von Einschränkungs- und Mobilitätsprinzipien, zwischen mechanischem Druckstock und der grafischen Textur der Bildschirmauflösung. Dementsprechend wird die Produktion der vorliegenden Bilder von einer Art Komprimierungssyntax bestimmt, auch wenn deren Bestandteile sich aufgrund digitaler Interpolation durch eine höhere Flexibilität auszeichnen.
Sofern bei den Paper Citizens eine globale Struktur für limitierte Informationsbrocken genutzt wird, erliegen die Arbeiten mit den Titeln Templates: sequence 10/.../10 und Templates: sequence 01/.../10 einer Versuchung der Beschränkung. An dieser Stelle wird die New York Times zu einem Organ für die Universal-City. Diese Arbeit besteht aus zwei Folien als Träger von jeweils zehn ganzseitigen Zeitungs-Druckvorlagen. Allerdings sind der journalistische Inhalt dieser Druckvorlagen und die sie bevölkernden Werbeanzeigen inzwischen austauschbar geworden. Lewitt zeichnet zunächst das Papierformat und dessen zeitliche Regelmäßigkeit auf und rekonstruiert sie anschließend, um daraus ein System für ein nicht-hierarchisches Seitenlayout abzuleiten, bei dem Werbung und bruchstückhafte Informationen über Krieg, Mode und Wirtschaft in Schichten aus numerisch strukturierten Daten zusammenfallen. Das Ordnungsschema zur Herstellung dieser Druckvorlagen wird durch einen einfachen Algorithmus vorgegeben, bei dem die Zahlen zur Datumsbezeichnung in den Monaten Januar und Oktober 2010 so neu angeordnet werden, dass sie bei Subtraktion eine Reihe von Nullen und Einsen ergeben. Die Informationen auf der Vorder- und Rückseite jeder in der New York Times abgedruckten Armbanduhr-Anzeige sind auf Transparentfolie gedruckt und überlagern einander entsprechend ihrer Reihenfolge innerhalb der jeweiligen Zeitung.
'Ziel ist die Konkretisierung der präskriptiven Effizienz von Rastern. Diese Zielsetzung wird auf verschiedene Beispiele aus der Vergangenheit projiziert, deren einfache Handschrift als Material zur Visualisierung eines Bereichs von Daten dient, der sowohl einen fortwährenden umfassenden Fokus verstärkt als auch von ihm ablenkt. Ich begreife Paper Citize als einen Namen für Selbstauslöschung. Wenn ich stottere, stelle ich fest, dass die Spppppprache ihr Material mittels der Mechanik der Selbstdarstellung durchsetzt.'S. L.
Press release courtesy Galerie Buchholz.
Fasanenstraße 30
Berlin, 10719
Germany
www.galeriebuchholz.de
+49 30 8862 4056
+49 30 8862 4057 (Fax)
Tuesday – Saturday
10am – 6pm